Beeinflussung der Spürhundearbeit im Kampf mit und gegen Wind und Klima

Asiatischer Laubholzbockkäfer
Asiatischer Laubholzbockkäfer: Das komplexe Thema Klima und Winde in der Spürhundearbeit

Alle Spürhunde der Anoplophora Spürhunde Schweiz arbeiteten auf Distanz (FaDi - Führen auf Distanz). Diese Arbeitsweise wurde und wird z.B. auch im Sprengstoff-suchbereich der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr eingesetzt. Bei der Bundeswehr geht es um die Sicherheit des Hundeführers während der Sucharbeit des Spürhundes (unser Besuch bei der Bundeswehr im Dezember 2014).

 

Doch warum haben wir auf Distanz unsere Spürhunde geführt?

 

Die untenstehende Bilder sollen Aufschluss geben, dass unsere ALB-Spürhunde eine zu geringe Chance haben, die Duftmoleküle des ALB zu finden, wenn sie durch den HF direkt oder im schlimmsten Fall sogar an der Leine geführt werden.

Die Spürhunde müssen sich möglichst frei im zu unter-suchenden Feld bewegen können, um die Moleküle in den unterschiedlichsten Orten im Freien aufzuspüren.

 

Ein Absuchen von Baum zu Baum - eventuell noch an einer langen Leine - trägt den teils hochkomplexen Witterungsumständen viel zu wenig Rechnung und wird dieser Arbeit schlicht nicht gerecht!

 

Dies sind Erkenntnisse aus unseren tagtäglichen Einsätzen von 2012 bis 2024.

Neben den Rauchtabletten und den Rauchpetarden, welche wir zu Demonstrations-zwecken verwendeten, trug jeder Spürhundeführer einen speziellen Smoke-Pen (Björnax AB Sweden) mit sich.

 

Natürlich gibt es auch Dufthinweise für die Spürhunde, welche weniger durch Winde vertragen werden, wie z.B. Holzspäne.

Rauchtabletten Test auf 1.70 Höhe, Windstärke 1,5 Meter pro Sekunde, Temperatur + 2 Grad, Voll-Sonne, Nachmittag 16:30.

Beispiel 1: eine von mehreren Möglichkeiten einen Befall zu übersehen

Spürhundearbeit im ALB Freilandbefall
ALB Freilandbefall - eine Darlegung einer möglichen anzutreffenden Situation © Anoplophora Spürhunde Schweiz

Situation: Befall: Roter Stern; Wind von links nach rechts; optimale Windverhältnis (1,5m/s - 2m/s.); Baum 1 befallen auf 2m Höhe: Baum 2 leicht erhöht, eventuell nicht befallen.

 

Möglichkeiten: der Wind trägt die Moleküle a) in Baum 2 zum Stamm, b) in Baum 2 in Krone, c) in Krone Baum1, d) die Moleküle haben sich am Fuss des Baumes 1 gesammelt


  • Spürhund zeigt an: a) Baum 2 = Spürhundeführer muss 2 Bäume im Verdacht haben
  • Spürhund zeigt an: b) Baum 2 = Spürhundeführer muss 2 Bäume im Verdacht haben
  • Spürhund zeigt nicht an: c) = Spürhund hat wegen Auftrieb bei Baum 1 keine Chance gehabt - Spürhundeführer hat einen Befall übersehen!
  • Spürhunde zeigt an: d) Baum 1 = Spürhundeführer muss Baum 1 UND Baum 2 im Verdacht haben wegen der leichten Erhöhung des Baumes 2 und den Verwirbelungen durch das Terrain (Gelber Pfeil).

Beispiel 2: warum muss ein Nicht-Wirtsbaum wie z.B. eine Tanne kontrolliert werden?

Spürhundearbeit im ALB Freilandbefall
ALB Freilandbefall - eine Darlegung warum in gewissen Situationen Nadelgehölz kontrolliert werden muss © Anoplophora Spürhunde Schweiz

Situation: Befall: Roter Stern; Wind von links nach rechts; optimale Windverhältnis (1,5m Sek. - 2m Sek.); Baum 1 befallen auf 5m Höhe (Stern). Baum 2 - Tanne! - leicht erhöht, natürlich nicht befallen.

 

Möglichkeiten: der Wind trägt die Moleküle a) in die Tanne in Krone, b) über die Spitze der Tanne, c) die Moleküle haben sich am Fuss des Baumes 1 gesammelt

 

  • Spürhund zeigt an: a) = Spürhundeführer muss Baum 1 im Verdacht haben (gut wurde die Tanne kontrolliert!)
  • Spürhund zeigt an: b) = Spürhundeführer muss Baum 1 im Verdacht haben (gut wurde die Tanne auch Bergseitig kontrolliert!!!)
  • Spürhund zeigt an: c) = Spürhundeführer hat beim Baum 1 einen Verdacht!
  • Spürhund zeigt nicht an: Spürhundeführer hat z.B. das Terrain nicht grosszügig genug abgearbeitet oder Scherwinde haben die Moleküle zu weit über die Tanne weggetragen und der Spürhund hatte an diesem Tag keine Chance!

Kurze Erklärungen zu Wind, Wetter und Klima

Windstärke: Die Geschwindigkeit des Windes wird in Meter pro Sekunde (m/s), in Kilometer pro Stunde (km/h) oder in der Seefahrt sowie in der Luftfahrt in Knoten (1 kt = 1,852 km/h) gemessen. Die ALB-Spürhundeführer messen die Winde in m/s. 

Winde ab 2 m/s werden als Brise bezeichnet. Winde mit Windstärken ab 10.8 m/s bezeichnet man als Wind mit weiteren Abstufungen starker, steifer und stürmischer Wind. Bei Winden ab 5 m/s wechseln die ALB-Spürhundeführer in stark unterteiltes Suchgebiet, z.B. Einfamilienhausquartiere oder brechen die Spürhundearbeit ab

 

Scherwind: Horizontale Scherwinde können bei Lücken von Hügelketten und an grossen Gebäuden auftreten. In der regel ist das ein starker Wind, der in einem kleinen geografischen Gebiet auftritt, während in dessen Umgebung nur schwache oder anders gerichtete Winde vorherrschen. Der Scherwind ist das beste Beispiel warum die vorherrschenden Winde bei der Spürhundearbeit regelmässig getestet werden müssen.

 

Bö: Meteorologisch spricht man von einer Bö, wenn der gemessene 10-Minuten-Mittelwert der Windgeschwindigkeit innerhalb weniger Sekunden (maximal 20, mindestens 3 Sekunden anhaltend) um mindestens 5,0 m/s überschritten wird.

Treten die Böen innerhalb eines linienförmig angeordneten Gebietes auf, so nennt man diese Region Böenfront. Bei Auftretenden Böen wechseln die ALB-Spürhundeführer in stark unterteiltes Suchgebiet, z.B. Einfamilienhausquartiere oder brechen die Spürhundearbeit ab.

 

Fallbö: sind starke abwärts gerichtete Luftströmungen, also starke Abwinde die durch eine ausgeprägt labile Atmosphärenschichtung verursacht werden.

In Bodennähe können Fallböen in die Horizontale umgelenkt werden. Dort werden sie dann als normale, waagerechte Bö wahrgenommen.

 

Thermik: ist eine Form von Aufwind, der dadurch entsteht, dass die Sonneneinstrahlung die Erdoberfläche und infolge die Luft am Boden erwärmt. Bei Thermik hat der ALB-Spürhund in der Regel keine Chance auf Erfolg. Die Erwärmung der Bäume erfolgt beim Wetter mit Thermik von oben nach unten. Das heisst, flüchtige Moleküle ziehen bei Thermik nach oben ab und fallen nicht, resp. nicht am Ort der Entstehung. Thermische Turbulenz: Über der Erdoberfläche bilden sich aufgeheizte Luftblasen, die gegenüber der Umgebungsluft einen Auftrieb haben. Überschreitet der Auftrieb einen Grenzwert, lösen sich die Blasen vom Boden ab. Das Ganze passiert bei Windstille oder schwachem Wind. Man nennt das "Freie Konvektion".
Bei mäßigem Wind werden die Luftblasen durch den Wind schon vom Boden abgerissen, bevor sie den für freie Konvektion nötigen Auftrieb haben. Das ist "Erzwungene Konvektion".

 

Albedo: Die Albedo ist ein Mass für das Rückstrahlvermögen von diffus reflektierenden, also nicht selbst leuchtenden Oberflächen. Sie wird als dimensionslose Zahl angegeben und entspricht einer Prozentangabe (eine Albedo von 0,9 entspricht 90% Rückstrahlung). Für die ALB-Spürhundearbeit ist sie von Bedeutung, da sie Aussagen darüber ermöglicht, wie stark sich Luft über verschiedenen Oberflächen erwärmt und wohin sich diese Luft dann bewegen wird, resp. welchen Einfluss das wiederum auf die nähere Umgebung haben wird. Elektromagnetische Wellen wie das Sonnenlicht können reflektiert und absorbiert werden. Bei der Reflexion werden sie von einer Oberfläche zurückgeworfen, bei der Absorption von einer Oberfläche aufgenommen und in Wärmeenergie umgewandelt.  Das Verhältnis von Reflexion und Absorption wird Albedo gennant.

    • Albedowerte verschiedener Oberflächen
    Material Albedo
    Frischer Schnee 0,80–0,90
    Alter Schnee 0,45–0,90
    Wolken 0,60–0,90
    Wüste 0,30
    Savanne 0,20–0,25
    Felder (unbestellt) 0,26
    Rasen 0,18–0,23
    Wald 0,05–0,18
    Asphalt 0,15
    Wasserfläche
    (Neigungswinkel > 45°)
    0,05
    Wasserfläche
    (Neigungswinkel > 30°)
    0,08
    Wasserfläche
    (Neigungswinkel > 20°)
    0,12
    Wasserfläche
    (Neigungswinkel > 10°)
    0,22

 

Stadt-Umland Windsysteme: Das Stadt-Umland Windsystem ist ein in Städten ausgeprägtes Lokalwindsystem, welches im Idealfall auf das Stadtzentrum hin ausgerichtet ist und nachts bzw. morgens auftritt. Induziert wird es durch Temperatur- und Druckunterschiede zwischen Stadt und Stadtumland und entwickelt sich speziell bei warm-trockenen, austauscharmen und windschwachen Hochdruckwetterlagen.

Als Motor für das Windsystem gilt die Wärmeinsel über dem Stadtgebiet. Die Baukörper im Bereich der Stadt besitzen eine gute Wärmespeicherkapazität, was mitunter zur Ausprägung einer solchen Wärmeinsel beiträgt. Dadurch ergibt sich ein Druck- und Temperaturgefälle vom Umland zur Wärmeinsel hin. Für die Ausprägung einer Wärmeinsel ist die Stadtgröße ausschlaggebend, demnach steigt auch die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von in die Stadt gerichteten Winden mit zunehmender Stadtgröße. Die am Tage aufgeheizte Luft steigt konvektiv über dem Stadtgebiet auf und kühlere Luft aus dem Umland strömt in Bodennähe nach. Die Winde erreichen selten größere Windgeschwindigkeiten als 1–2 m/s und werden durch Reibungseinflüsse wie Bewuchs oder Bebauung sehr leicht abgebremst oder sogar komplett aufgelöst. Die Mächtigkeit der Luftströmung bewegt sich im Meter- bis Dekameter-Bereich.